Diese Woche kam hier bei uns eine Anfrage über unser Kontaktformular an, in der eine Kundin fragte, warum Vanille auch Bourbon-Vanille genannt wird. Im ersten Augenblick fällt einem ja da nur das französische Königsgeschlecht der Bourbonen ein. Aber ob das was damit zu tun hat? Natürlich schon. Aber diese Erklärung greift zu kurz. Deshalb habe ich der Kundin geantwortet und mich entschlossen, diese Frage hier im Blog ein wenig ausführlicher zu beantworten.
Der Name Bourbon-Vanille hängt mit der Herkunft vieler unserer Vanille-Schoten zusammen. Diese werden von den Inseln im Indischen Ozean importiert und irgendwann hat sich dann der Name Bourbon-Vanille eingebürgert. Eigentlich dürfte man nur die Vanille von Réunion Bourbon-Vanille nennen. Denn nur Réunion hieß früher einmal Île Bourbon, was aus dem Französischen übersetzt "Bourbon Insel" heißt. Die Franzosen hatten dort begonnen die Vanillepflanzen in Plantagen anzubauen. Somit dürften die Vanille-Schoten aus Madagaskar oder Mauritius nicht Bourbon-Vanille heißen.
Jetzt sagt ihr zu Recht: "Moment. Vanille kommt doch aus Mittelamerika, oder? Selbst die Azteken haben Vanille schon für ihre Kakaogetränke verwendet. Wieso kommt die jetzt plötzlich von den Inseln im Indischen Ozean?"
Gute und berechtigte Frage. Die Geschichte der Vanille-Orchidee ist etwas länger als bisher beschrieben. In der Tat stammt sie aus den Urwäldern Mittelamerikas. Und schon die Azteken nutzten sie. Sie zahlten sogar ihre Steuern mit Vanille-Schoten (Schön, wenn das heute auch wieder ginge. Stellt euch ein Finanzamt vor, in dem es die ganze Zeit nach Vanille riecht. Wir würden viel lieber mal ins Finanzamt gehen.)
Mit der Ankunft der Spanier in Mittelamerika fand man neben Gold und Silber auch die leckere Vanille. Cortez brachte die Vanille mit nach Europa und langsam verbreitete sie sich weiter in der Welt. Man hatte nur ein Problem: Nie konnte man die leckeren Vanille-Schoten ernten, weil diese einfach nicht wachsen wollten. Nur in der mittelamerikanischen Heimat klappte es aus mysteriösen Gründen.
Mittlerweile hatten auch die Franzosen die Vanille auf ihre Inseln im Indischen Ozean gebracht, weil die klimatischen Bedingungen dort denen der Heimat der Vanillepflanze glichen. Hohe, gleichmäßige Temperaturen und viel Feuchtigkeit waren nötig.
Nun entdeckte man auch den Grund für die fehlenden Vanille-Schoten: Eine kleine Biene zum bestäuben der Pflanzen fehlte! Diese hatte man nicht mit exportiert und andere Insekten waren dazu nicht in der Lage. Also griff man zu einem drastischen Mittel: Sklaven und Arbeiter wurden angestellt, die mit einem dünnen Bambusstöckchen die Blüten einzeln bestäuben mussten. Und schon wuchsen die ersten Vanille-Schoten. Nach einiger Zeit importierte man auch die notwendige Biene, da diese natürlich viel schneller und billiger arbeitete als jeder menschliche Arbeiter.
Aber wie entstehen nun die Vanille-Schoten? Man erntet die Früchte der Vanille-Orchidee, wenn sie sich von Grün nach Gelb verfärben und trocknet sie im Anschluss. Mit der Trocknung erhält die Vanille erst ihren typischen Geruch. Der Trocknungsvorgang dauert bis zu 3 Monate und in dieser Zeit erhalten die Schoten ihre dunkle Färbung und bekommen im Idealfall eine Haut aus Vanillekristallen (Die Vanillekristalle werden fälschlicher Weise oft für Schimmel gehalten.). Bei der Trocknung muss man aber gut aufpassen, dass keine der Schoten anfängt zu gären. Das würde die anderen Schoten in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb werden gärende Schoten sofort entfernt. Vanilleschoten am besten generell einzeln lagern.
Momentan sind die Bourbon-Vanilleschoten bei uns im Shop vergriffen - wir warten auf die neue Ernte, die hoffentlich in wenigen Wochen bei uns eintreffen wird. Bis dahin haben wir Tahiti-Vanille oder Naturvanille in ganzen Schoten im Sortiment, oder gemahlene Vanille aus Madagaskar.
Nach der Trocknung ist die Vanille bereit für den Export und wird in Europa zur Herstellung von Vanillezucker, in Backwaren und Süßspeisen verwendet. Vanillezucker selbst herstellet, ohne dafür das künstliche Vanillin verwenden zu müssen, ist übrigens ganz einfach: Ihr kratzt das benötigte Vanillemark aus der Schote und legt die "leere" Schote in das Glas mit dem Zucker, welches ihr dann luftdicht verschließt. Schon nach wenigen Tagen habt ihr tollen Vanillezucker selbst produziert.
Tolle Vanillerezepte sind das exotische Vanillehuhn, Pflaumen-Vanille-Sugo und selbstverständlich das Vanille-Eis.
Allerdings will der Einsatz von Vanille - aufgrund des in den vergangenen Jahren extrem gestiegenen Preises - mittlerweile gut überdacht sein. Ein Alternative gibt es nicht wirklich. Eisdielen werden in Ihrer Kreativität zu Beginn des Sommers jedes Jahr aufs Neue vor eine Herausforderung gestellt: Was tun, wenn der Preis immer mehr steigt? Da ist auch die kaum weniger günstige Tonkabohne kein Ersatz. Sie besitzt zwar auch eine süßliche Note, die aber mit dem einzigartigen Geschmack der Vanille kaum etwas gemein hat. Vanille ist eben einzigartig.