Es ist mal wieder Christoph Kolumbus, dem wir auch dieses Gewürz zu verdanken haben. Als der große Entdecker in Kuba landete, fand er neben Chili bzw. Paprika und Vanille auch Piment vor, das er mit nach Europa brachte. Kolumbus, der eine Westroute ins Pfefferland Indien finden sollte, hatte dort zwar keinen echten Pfeffer entdeckt, aber etwas, was ihm verblüffend gleicht. Die Myrtengewächse des Pimentbaumes produzieren kleine runde Früchte, die ein bisschen größer sind (wie Wacholderbeeren in etwa), aber dem Pfeffer äußerlich ziemlich ähneln. Kein Wunder, dass Kolumbus diese schwarzen Kugeln den Spaniern als „Pimienta“, also Pfeffer verkaufte.
So blieb der Name Piment dem Gewürz auch über die weiteren Jahrhunderte erhalten, obwohl sein Geschmack sich doch deutlich unterscheidet. Das ätherische Öl Eugenol sorgt für einen süßlich-herben, dezent scharfen Geschmack. Man findet dieses Öl auch in Gewürznelken, was wohl den Beinamen Nelkenpfeffer erklären dürfte. Pimentkörner aus Jamaika enthalten mehr Eugenol und sind deshalb weit aromatischer als die Konkurrenz aus Mexiko oder Honduras. Jamaika ist seit mehreren Jahrhunderten die größte Anbauregion für dieses Gewürz. Dort werden die Früchte unreif geerntet und in der Sonne getrocknet und fermentiert.
Man kann die ganzen Körner mitköcheln lassen, fein gemörsert und frisch gemahlen entfalten sie jedoch mehr ihres typischen Aromas. Auf Jamaika ist Piment in der Küche allgegenwärtig und wird zum Beispiel für die berühmte Jerk-Grillmarinade verwendet.
In Europa kommt das starke, aber auch äußerst vielseitige Aroma eher im Winter zum Tragen und wird gern mit Muskatnuss, Nelken oder Zimt kombiniert. Aromen, die Piment auch ganz ohne diese Partner von Haus aus anklingen lässt. Klassische Pimentgerichte sind deshalb Lebkuchen, Glühwein, Wildgerichte und Schmorbraten oder Rotkohl.
In Nordafrika und im Orient würzt man mit Piment Lammfleisch oder Bulgurpfannen. Aber auch in Äthiopien ist Piment zuhause – als einer der wesentlichen Bestandteile der scharf-fruchtigen Gewürzmischung Berbere, ohne die das Nationalgericht Doro Wat undenkbar wäre. Und noch mal Afrika: Im südlichsten Land des Kontinents gehört Piment unumstößlich zur allseits wichtigsten Gewürzmischung – dem African Rub.
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