Wie sieht in 30 Jahren unsere Speisekarte aus? Wie werden wir unseren Nahrungsbedarf stillen? Wie gehen wir sparsamer mit unseren Ressourcen um? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich eine Sonderausstellung „Future Food“ des Nemo Science Museum in Amsterdam.
Der Ausgangspunkt ist nämlich eigentlich alarmierend: 2050 wird es zehn Milliarden Menschen auf der Welt geben – wie werden wir sie alle satt bekommen...? Sind synthetisches Fleisch oder Eiweiß aus Insekten die Lösung? Algenfarmen für das eigene Hausdach und quadratische Karotten, die das Beet besser ausnutzen? Die Ausstellung rüttelt an althergebrachten Denkweisen. Denn wenn wir ehrlich sind – ganz vieles von dem, was wir essen, hat mit Gewohnheit zu tun. Unser Ekel vor Mehlwürmern zum Beispiel, die wir als Nahrungsquelle niemals auf dem Schirm haben würden. Auch eine zylindrische Aubergine, die gleichmäßigere Scheiben abwerfen würde, würden die meisten von uns auf dem Markt erstmal mit Skepsis betrachten. Dagegen scheint die Hürde, sein tägliches Koffein lieber in fester Form statt im Kaffee zu sich zu nehmen, nicht gar so hoch. Schließlich hätte das auch entschieden mehr Langzeitwirkung.
Viel unseres Genussgefühls hat mit der Konsistenz, der gelernten Form, dem Wiedererkennen des Geschmacks und des Geruchs zu tun. Sehr viel. Das haben uns die Museumsleute in Amsterdam noch einmal deutlich vor Augen geführt. Denn wir sind, was das Essen betrifft, richtige Gewohnheitsmenschen. Das zeigt vor allem ein Geruchsexperiment des Museums: 28 Riechfläschchen beinhalten Düfte von Anis bis Vanille. Das zu Erschnuppern war noch die einfache Herausforderung, aber Spekulatius und Cantuccini, Rosmarin und Thymianeinwandfrei auseinanderhalten, wenn man die Blätter nicht sieht? Oder Muskat und Gewürznelke, wenn man keine Nuss und keine schwarzen Köpfchen vor sich hat? Das Auge isst mit, manchmal mehr als wir uns vielleicht eingestehen wollen.
Aber was wären wir, hätten wir nicht irgendwann mal Kreuzkümmel probiert, uns an Koriander herangetastet, dem bitteren Espresso eine Chance gegeben und zimtsüßes Lamm probiert? Und wenn jetzt sogar die Discounter erfolgreich mit veganen Burger-Paddies experimentieren, heißt das doch nur, dass gerade viele umdenken, was ihren Fleischkonsum betrifft. Und solange der Umami-Geschmack und die richtigen Gewürze stimmen – lassen wir uns vielleicht doch das eine oder andere Mal gern zu weiterführenden Experimenten verleiten.