Bereits vor einem Jahr kletterten die Rohstoffpreise für Gewürze sprunghaft in ungekannte Höhen - mein Kollege berichtete. In seiner aktuellsten Veröffentlichung gibt der Fachverband der Gewürzindustrie nun bekannt, dass mit Versorgungsengpässen und hohen Preisen auch 2011 zu rechnen ist. Die Gründe für die vergangene und vermutlich zukünftige Entwicklung sind sehr unterschiedlich.
Es begann mit schlechtem Wetter und verheerenden Naturkatastrophen: Die Gewürzernten rund um den Äquator fielen 2010 nur dürftig aus. Dafür stieg der Inlandskonsum in den Hauptanbauländern Asiens zusehends. Und auf die ohnehin knappen Naturrohstoffe stürzten sich die Spekulanten. Koriander, Kurkuma, Kardamom, Muskatnuss, Pfeffer und Zimt - ihre Preise stellen heutzutage beinahe andere Rohstoffe wie Gold und Silber in den Schatten. Gemeinsam mit den Edelmetallen haben sie, dass in wenige Menge viel Wert steckt.
Aber damit ist nur ein Teil der Ursachenforschung betrieben. Denn seit 2010 explodieren die Energiekosten. Die Aufwendungen für die Seefracht verteuerten sich deutlich und auch die Weiterverarbeitung innerhalb der EU - etwa die Trocknung von Kräutern. Neben diesen Kosten verhagelte die oftmals schlechte Qualität die Laune der deutschen Gewürzeinkäufer. Ingwer aus China beispielsweise verdoppelte seinen Preis innerhalb eines Jahres. Ingwer aus anderen Anbauländern, wie etwa Nigeria, aber besaß bei weitem nicht die geforderte Güte. Ein Dilemma.
Das Beispiel von der Muskatnuss
Kein zweiter Rohstoff jedoch führ eine so rasante Preisrallye wie die Muskatnuss. Mit 100 Prozent Steigerung kletterten die Kosten auf ein Allzeithoch in einem stark verknappten Markt. Ein wesentlicher Preistreiber verbirgt sich hinter dem Hurrikan "Ivan", der 2004 geradezu den kompletten Muskatnussbuambestand von Grenada - eines der Hauptanbuagebiete -wegrasierte. Die Ernte des kleinen Inselstaats sank mi einem Schlag von 2.000 auf 200 Tonnen. Der Anbau erholt sich nur langsame, denn bis ein neuer Baum Frchte trägt, braucht er sechs Jahre.
Das spürt im Falle der Muskatnuss vom allem Deutschland, denn Europas Spitzenverbraucher nimmt gewöhnlich 1.500 Jahrestonnen der unscheinbaren braunen Nüsse ab. Kein Wunder: ein Drittel der berühmten deutschen Wurstvielfalt entfällt auf Brühwürste aller Art. Und die sind ohne feine Muskatwürzung nicht denkbar. Sie aber hängt von einem sensiblen Naturprodukt ab, das nur selten in großen Plantagen wächst und von dem die Bauern auch in guten Jahren gerade einmal 12.000 Tonnen ernten.